Trocknung
Die Trocknung von Cannabis ist ein entscheidender Prozess, der die Qualität, den Geschmack und die Potenz der geernteten Blüten stark beeinflusst. Eine ordnungsgemäße Trocknung sorgt dafür, dass überschüssige Feuchtigkeit entfernt wird, während die wertvollen Cannabinoide, Terpene und Flavonoide in den Blüten erhalten bleiben. Es gibt verschiedene Methoden, um Cannabis zu trocknen, von den klassischen natürlichen Methoden bis hin zu fortschrittlicheren, kontrollierten Techniken.
Wichtige Punkte während der Trocknung
Eine ausreichende Luftzirkulation ist entscheidend, um Schimmelbildung zu vermeiden. Ventilatoren können dabei helfen, die Luft gleichmäßig im Raum zu verteilen. Sie sollten jedoch nicht direkt auf die Pflanzen gerichtet werden, da dies zu einer ungleichmäßigen Trocknung führen kann. Es ist wichtig, Cannabis immer in einem dunklen Raum oder Schrank zu trocknen, da Licht Cannabinoide und Terpene abbaut, was zu einem Verlust an Potenz und Geschmack führen kann. Eine langsame Trocknung bei kontrollierter Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist ideal, um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten. Eine zu schnelle Trocknung kann das Aroma sowie die Potenz beeinträchtigen, da die Terpene verdampfen und die Blüten zu schnell austrocknen.
Die Wahl der Trocknungsmethode hängt von den individuellen Anforderungen, der Menge der geernteten Pflanzen und den verfügbaren Ressourcen ab. Traditionelle Methoden wie das Lufttrocknen oder die Nutzung von Trockennetzen sind optimal für kleinere Mengen und handwerkliche Qualität. Maschinelle Trocknung und Gefriertrocknung bieten eine schnellere und präzisere Lösung, erfordern jedoch höhere Investitionen und sind für größere Mengen oder Anbauvereinigungen besser geeignet.
Traditionelles Lufttrocknen (Hängemethode)
Die Blüten (oder ganzen Pflanzen) werden kopfüber in einem trockenen, gut belüfteten Raum aufgehängt. Es wird empfohlen, die Pflanzen im Dunkeln zu trocknen, um die Terpene und Cannabinoide vor Licht abzuschirmen, was ihren Abbau verursachen könnte.
Die ideale Umgebung für das Lufttrocknen hat eine Temperatur von etwa 18-22 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 45-55 %. Zu viel Feuchtigkeit kann Schimmelbildung fördern, während zu wenig Luftfeuchtigkeit die Blüten austrocknen und sie brüchig machen kann.
Die Trocknungsdauer beträgt normalerweise 7-14 Tage, abhängig von der Größe der Blüten und den Umgebungsbedingungen. Sobald die kleineren Blütenstiele leicht brechen, anstatt sich zu biegen, ist dies ein Zeichen, dass der Trocknungsprozess abgeschlossen ist.
Netz-Trocknung (Trockennetze)
Hierbei werden die Blüten auf spezielle Trockennetze gelegt, die in mehreren Lagen übereinandergestapelt werden können. Diese Methode spart Platz und ermöglicht eine gleichmäßige Luftzirkulation um jede Blüte. Wie bei der Hängemethode sollten auch hier eine Temperatur von 18-22 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 45-55 % eingehalten werden. Die Trocknungszeit beträgt ebenfalls etwa 7-14 Tage.
Karton-Trocknung
Die geernteten Blüten oder kleineren Pflanzenzweige werden in belüfteten Pappkartons mit Löchern zur Luftzirkulation gelagert. Sie werden auf Karton- oder Papierböden ausgelegt, wodurch eine langsame und schonende Trocknung ermöglicht wird. Diese Methode ist besonders kostengünstig und eignet sich gut für kleinere Mengen. Die Umgebungsbedingungen sind dabei dieselben wie bei der Hängemethode oder der Netztrocknung.
Maschinelle Trocknung
Elektrische Trockenschränke oder spezielle Cannabis-Trocknungsmaschinen werden verwendet, um die Trocknung zu beschleunigen. Diese Schränke ermöglichen eine präzise Steuerung von Temperatur (meist 18-22 °C) und Luftfeuchtigkeit (45-55 %) und verhindern dadurch Schimmelbildung sowie Qualitätsverlust. Geräteabhängig kann der Trocknungsprozess 3-7 Tage dauern. Darüber hinaus gibt es speziellere Ausführungen, die bei niedrigeren Temperaturen (oft 15-18 °C) und höherer Luftfeuchtigkeit trocknen (50-60 %), meistens mit zusätzlicher Umluft, um Schimmelbildung zu verhindern.
Schnelltrocknung (für kleine Mengen oder Notfälle)
Ist aus bestimmten Gründen eine schnelle Trocknung erforderlich, stehen verschiedene Techniken, wie z. B. die Verwendung eines Ofens bei niedriger Temperatur, das Platzieren der Blüten auf Heizkörpern oder die Mikrowellentrocknung zur Verfügung. Diese Methoden sind jedoch weniger ideal, wenn es um die Erhaltung der Qualität geht:
- Ofen: Den Ofen auf 50–60 °C einstellen und die Blüten etwa 10–15 Minuten trocknen lassen. Es ist wichtig, die Ofentür regelmäßig zu öffnen, um die Feuchtigkeit entweichen zu lassen.
- Mikrowelle: Die Blüten auf ein Papiertuch legen und die Mikrowelle auf der niedrigsten Stufe in kurzen Intervallen (ca. 10–15 Sekunden) verwenden.
Gefriertrocknung (Lyophilisierung)
Bei dieser Methode werden die Blüten zunächst schnell tiefgefroren und anschließend in einer speziellen Maschine langsam unter Vakuum getrocknet. Das Wasser in den Blüten sublimiert (wechselt direkt von Eis zu Dampf), wodurch eine schonende Trocknung ohne Qualitätsverlust möglich ist. Diese Methode erhält nahezu alle Terpene und Cannabinoide, ist schneller als herkömmliche Trocknungsverfahren und verursacht nur minimalen Aromaverlust, allerdings ist sie auch sehr kostspielig.
Curing Methoden
Das Curing (Fermentierung, Aushärtung oder Nachreifung) von Cannabis ist der Prozess, bei dem die bereits getrockneten Blüten in einem kontrollierten Umfeld langsam weiter reifen, um die Feuchtigkeit gleichmäßig zu verteilen und das volle Aroma, die Potenz sowie die Raucheigenschaften zu verbessern. Ein korrektes Curing ist entscheidend, um scharfe Aromen, übermäßige Feuchtigkeit und die Bildung von Schimmel zu vermeiden. Während dieses Prozesses können die Aromen gezielt verfeinert werden – ähnlich wie bei der Reifung eines guten Weins! Gutes Curing erfordert Übung, es kann eine Weile dauern, bis man ein Gefühl dafür entwickelt hat, welches Aroma man erzielen möchte und wie man dieses am besten erreicht.
Glas-Methode (traditionelle Methode)
Nach der Trocknung werden die Blüten in luftdichten Gläsern (meist Einmach- oder Schraubgläser) aufbewahrt. Die Gläser sollten zu etwa 75 % gefüllt sein, um eine kleine Luftzirkulation zu ermöglichen, aber gleichzeitig genügend Platz zu lassen, um die Blüten nicht zu komprimieren.
In den ersten zwei Wochen des Curings werden die Gläser täglich geöffnet (zwei- bis dreimal pro Tag für etwa 5-10 Minuten), um die Feuchtigkeit abzulassen und frische Luft hinein zu lassen. Nach dieser Anfangsphase kann das Lüften seltener erfolgen (z. B. alle paar Tage). Der Vorgang wird auch als „Burping“ bezeichnet.
Die Temperatur sollte zwischen 18 und 21 °C gehalten werden, während die relative Luftfeuchtigkeit im Glas idealerweise bei 58–62 % liegt. Feuchtigkeitskontrollpakete (wie Boveda-Packs) können dabei helfen, die Feuchtigkeit konstant zu halten.
Ein grundlegendes Curing dauert in der Regel etwa 2-4 Wochen. Für ein optimales Ergebnis können die Blüten jedoch bis zu 6 Monate oder länger weiter reifen.
Diese Methode ist meine persönliche Empfehlung.
Tüten-Curing (Papiertüten-Methode)
Die getrockneten Blüten werden in braune Papiertüten gelegt und oben leicht verschlossen. Die Porosität der Papiertüten ermöglicht eine langsame und gleichmäßige Freisetzung von Feuchtigkeit. Es ist wichtig, die Tüten regelmäßig zu öffnen, um überschüssige Feuchtigkeit entweichen zu lassen, ähnlich wie bei der Glas-Methode. Die Temperatur und Luftfeuchtigkeitswerte sowie die Dauer sind genauso wie bei der Glas-Methode.
Vakuum-Curing
Die getrockneten Blüten werden in vakuumdichte Behälter oder spezielle Vakuumtaschen gelegt und die Luft wird entfernt, um ein sauerstoffarmes Umfeld zu schaffen. Diese Methode reduziert das Risiko von Oxidation und Schimmelbildung erheblich. Beim Vakuum-Curing ist weniger regelmäßiges Lüften erforderlich, da der Sauerstoffgehalt minimiert ist. Die Temperatur und Luftfeuchtigkeitswerte sowie die Dauer sind genauso wie bei der Glas-Methode.
Hydration-Curing (Wasser-Curing)
Dies ist eine weniger verbreitete Methode, bei der die Blüten nach der Ernte in Wasser getaucht werden, um unerwünschte Verbindungen (wie Chlorophyll) auszuwaschen. Das Wasser muss täglich gewechselt werden und nach etwa einer Woche wird das Cannabis getrocknet. Diese Methode führt zu einer weicheren, weniger scharfen Raucheigenschaft. Nach dem Wasserbad müssen die Blüten gründlich getrocknet werden, typischerweise durch Lufttrocknung. Die Blüten bleiben insgesamt 7 Tage im Wasser und werden anschließend wie gewohnt bei 18–21 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 58–62 % getrocknet. Leider werden bei dieser Methode die meisten Aromen ausgewaschen, dafür ist der Rauch anschließend sehr mild.
Automatisierte Curing-Geräte
Diese Geräte steuern die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Belüftung in einem luftdichten Behälter vollautomatisch. Sie überwachen kontinuierlich die Umgebung und passen die Parameter an, um eine optimale Curing-Umgebung zu gewährleisten. Automatisierte Geräte regulieren den Sauerstoff- und Feuchtigkeitsgehalt, wodurch das manuelle “Burping” entfällt.