Erntezeitpunkt
Zuerst muss der richtige Erntezeitpunkt bestimmt werden. Dafür gibt es verschiedene Ansätze, ich habe sie nach Genauigkeit gerankt:
Trichom-Analyse (Harzkristalle)
Die Farbänderung der Trichome bei Cannabis ist ein guter Indikator für den richtigen Erntezeitpunkt. Trichome sind haarähnliche Strukturen, die Harz sowie Cannabinoide (wie THC, CBD) und Terpene produzieren. Sie bedecken die Oberfläche von Cannabisblüten und -blättern und sehen unter dem Mikroskop wie kleine Tropfen aus. Ihre Farbe gibt Hinweise auf den Entwicklungsstand der Cannabinoide und das ideale Erntefenster.
Zu Beginn sind die Trichome klar und durchsichtig. In diesem Stadium produziert die Pflanze Cannabinoide, insbesondere THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). Das Harz in den Trichomen enthält in diesem Stadium vor allem Vorstufen dieser Wirkstoffe. Diese klaren Trichome weisen auf eine unvollständige Reifung hin und die Wirkung wäre bei einer Ernte in diesem Stadium sehr mild.
Werden die Trichome milchig oder trüb, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Pflanze ihre maximale Potenz erreicht hat. In diesem Stadium ist die Cannabinoidproduktion (THC-Gehalt) auf dem Höhepunkt. Die Veränderung in der Farbe spiegelt die chemische Reifung des THC wider und die Pflanze ist bereit für die Ernte, falls eine starke, zerebrale Wirkung gewünscht ist.
Sobald die Trichome von milchig zu bernsteinfarben übergehen, deutet dies darauf hin, dass der THC-Gehalt abnimmt. In diesem Stadium beginnt sich THC in CBN (Cannabinol) umzuwandeln, ein Abbauprodukt von THC. CBN hat beruhigende und sedierende Effekte und die Pflanze entwickelt eine eher körperliche Wirkung, die als “Couch-Lock” beschrieben wird. Dies geschieht durch Oxidation (vor allem durch Sauerstoff und Licht) und gehört zu dem natürlichen Alterungsprozess des THC in den Trichomen.
Der perfekte Erntezeitpunkt hängt von deinen Vorlieben ab. Ich empfehle, bei maximal 2%-5% bernsteinfarbenen Trichomen zu ernten.
Die Farbe der Trichome ist mit bloßem Auge schwer zu erkennen, deshalb ist die Verwendung eines USB-Mikroskops für dein Smartphone ratsam. Natürlich klappt es auch mit einer Lupe oder einem Objektiv für das Smartphone.
Betrachtung der Blütenstempel (Pistillen)
Die Pistillen (Blütenstempel) einer Cannabispflanze spielen ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Erntezeitpunkts. Pistillen erscheinen als feine, haarähnliche Fäden, die aus den Blüten der Pflanze herausragen und die weiblichen Fortpflanzungsorgane darstellen. Ihre Farbe und ihr Zustand verändern sich im Laufe des Wachstums und geben Hinweise auf den Reifegrad der Blüten.
Zu Beginn der Blütephase sind die Pistillen meist dünn, gerade und haben eine leuchtend weiße Farbe. Sie signalisieren, dass die Pflanze noch in der aktiven Blütephase ist und die Blüten noch wachsen. In diesem Stadium entwickelt sich der Ertrag und die Cannabinoidproduktion läuft auf Hochtouren. Die Pflanze ist noch weit von der Ernte entfernt.
Mit der Zeit beginnen sich die Pistillen zu kräuseln und verändern ihre Farbe allmählich von weiß zu orange, rot oder braun. Dieser Prozess signalisiert, dass die Bestäubung nicht stattgefunden hat (in der Regel bei unbefruchteten, weiblichen Pflanzen) und dass die Blüten allmählich reifer werden. Diese Verfärbung deutet darauf hin, dass sich die Cannabinoide in den Blüten bilden und der Erntezeitpunkt näher rückt.
Haben etwa 70–90 % der Pistillen ihre Farbe von weiß zu orange, rot oder braun geändert, zeigt dies, dass die Pflanze fast bereit zur Ernte ist. In dieser Phase haben sich die meisten Cannabinoide entwickelt. Der genaue Zeitpunkt der Ernte hängt von den gewünschten Effekten ab (z. B. eher eine zerebrale oder körperliche Wirkung).
Trichome bieten genauere Informationen über die chemische Reife der Pflanze, insbesondere in Bezug auf THC und CBD, während Pistillen eher ein allgemeines visuelles Anzeichen für die Reife der Blüte geben. Die bloße Beobachtung der Pistillen ist somit nicht so präzise wie die Analyse der Trichome, kann jedoch ein guter Indikator dafür sein, wann mit der genaueren Beobachtung der Trichome begonnen werden sollte. Falls keine andere Möglichkeit besteht, können die Pistillen als Merkmal genutzt werden.
Blütezeit je nach Sorte
Viele Breeder geben eine Blütedauer in Tagen oder Wochen an. Leider kann man sich jedoch nicht auf diese Angabe verlassen. Sie taugt allein als grobe Richtung für die Kaufentscheidung. Jeder Phänotyp ist anders, genau wie jeder Mensch anders ist.
Duft und Erscheinung der Blüten
Terpene sind die aromatischen Verbindungen, die für den charakteristischen Geruch von Cannabis verantwortlich sind. Während die Pflanze reift, produzieren die Blüten zunehmend mehr Terpene, was zu einem intensiveren und komplexeren Aroma führt. Reife Blüten haben einen starken, ausgeprägten Duft, der auf die erhöhte Terpenproduktion hinweist. Je nach Sorte kann dieser Duft fruchtig, erdig, würzig oder sogar süß sein. Wird der Geruch besonders stark, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass die Pflanze ihre Blütephase abgeschlossen hat und die Ernte bevorsteht.
Achtung: Ein zu starker oder unangenehmer Geruch kann darauf hindeuten, dass die Pflanze überreif wird oder Probleme (wie zum Beispiel Schimmel) hat.
Während der Reifung werden die Blüten dichter und fester. Dies liegt daran, dass die Pflanze ihre Energie in die Entwicklung von Blütenmasse, Harzen und Cannabinoiden steckt. Zu Beginn der Blütephase sind die Blüten noch locker, gegen Ende werden sie kompakt und schwer. Neben den Blüten verändern sich auch die umliegenden Blätter. Diese können sich gelblich verfärben, was darauf hinweist, dass die Pflanze die Nährstoffe aus den Blättern zieht und die Blütephase abgeschlossen ist. Dieser Nährstoffmangel ist ein natürlicher Prozess und kein Grund zur Sorge, wenn er in der späten Blütephase auftritt. Die Blütenoberflächen erscheinen zunehmend klebrig und glänzend durch die hohe Harzproduktion.
Meine Pflanze ist reif, was ist bei der Ernte zu beachten?
Die Ernte ist je nach Methode ein langwieriger und gut zu planender Prozess. Dabei gibt es einige Punkte zu beachten:
1. Geruch
Während der Erntephase wird der Geruch der Pflanze besonders intensiv, da die Trichome ihre Terpene freisetzen. Der Geruch kann überwältigend sein, insbesondere bei Indoor-Ernten oder wenn mehrere Pflanzen gleichzeitig geerntet werden. In geschlossenen Räumen können Aktivkohlefilter, Abluftsysteme oder Ozon-Generatoren verwendet werden, um den Geruch zu kontrollieren. Findet die Ernte im Freien statt, ist darauf zu achten, dass der Geruch in der Umgebung nicht zu stark wird (besonders in Wohngebieten), um die Nachbarn nicht zu stören.
Während der Ernte kann es leicht passieren, dass man für den intensiven Geruch der Pflanzen „geruchsblind“ wird. Selbst nach einer gründlichen Dusche bleibt der Geruch oft an persönlichen Gegenständen wie Brillen, Smartphones oder Schlüsseln haften. Obwohl er selbst möglicherweise nicht mehr wahrgenommen wird, kann er für andere deutlich wahrnehmbar sein, was unter Umständen zu unangenehmen Situationen führen kann. Daher ist es ratsam, besonders achtsam im Umgang mit Gegenständen zu sein, die während der Ernte mitgeführt werden.
2. Kleidung
Harz kann äußerst klebrig sein und sich leicht auf der Kleidung ablagern. Um zu vermeiden, dass die Kleidung Harz aufnimmt und den Geruch verbreitet, sollte spezielle Arbeitskleidung getragen werden, die leicht zu reinigen ist. Kleidung aus glattem Material (z. B. Nylon oder Polyester) ist besser geeignet als Baumwolle, da Harz sich nicht so leicht darin verfängt.
Ich rate dazu, eine spezielle Garnitur Kleidung zu verwenden, die ausschließlich für diesen Zweck genutzt wird – inklusive der Schuhe. Hier empfehle ich Hausschuhe, die sich mitwaschen lassen. Der intensive Geruch, der sich während der Ernte auf der Kleidung festsetzt, kann äußerst hartnäckig sein und möglicherweise Wochen benötigen, um vollständig zu verschwinden. Es ist ebenfalls ratsam, die Erntekleidung separat zu waschen. Wird sie mit anderer Wäsche zusammen gewaschen, kann sich der Geruch auf die gesamte Ladung übertragen. Auch hier kann es passieren, dass man ihn selbst nicht mehr wahrnimmt, andere jedoch schon. Die Ernte sollte in einer sauberen Umgebung stattfinden und die Kleidung frei von Schmutz oder Fusseln sein, um eine Verunreinigung der Blüten zu verhindern. Nach der Ernte sollte die Kleidung so gründlich wie möglich von Trimm- und Blattresten befreit werden.
Für die Wäsche gebe ich neben dem Waschpulver noch etwas Spiritus sowie Deo-Perlen hinzu. Auch wenn ich diese normalerweise nicht verwende, sind sie für diese spezielle Wäsche nützlich. Der Spiritus hilft dabei, das Harz zu lösen und ist eine kostengünstigere Alternative zu Isopropanol, welches ebenfalls gut funktioniert. Nach dem Waschen trockne ich die Kleidung und verstaue sie in einem schwarzen Kunststoffsack (Altkleidersack). Diesen lagere ich bis zur nächsten Ernte und hole ihn dafür wieder raus. So vermeide ich, dass meine restliche Kleidung im Laufe der Zeit nach Cannabis riecht.
3. Handschuhe
Die Blüten und Blätter sind aufgrund des Harzes, wie bereits erwähnt, sehr klebrig, deshalb ist das Tragen von Einweghandschuhen während der Ernte besonders ratsam. Handschuhe schützen nicht nur die Hände vor dem Harz, sondern verhindern auch, dass Schmutz oder Schweiß auf die Blüten gelangt. Ich empfehle die Verwendung von Nitrilhandschuhen, da sie strapazierfähig sind und kein Harz an die Haut abgeben. Latexhandschuhe sind ebenfalls eine geeignete Option, jedoch empfinde ich sie als weniger bequem. Darüber hinaus könnten einige Menschen allergisch auf Latex reagieren.
4. Scheren
Es ist von Vorteil, hochwertige, scharfe Scheren zu verwenden, die speziell für das Trimmen entwickelt wurden. Diese Scheren sollten eine feine Spitze aufweisen, um präzise Schnitte an den Blüten zu ermöglichen. Besonders empfehlenswert sind Fiskars Microtip oder Gardena FreshCut Scheren, die sich seit Jahren bewährt haben. Wichtig ist eine Federmechanik, die das automatische Öffnen ermöglicht. Andernfalls kann es schnell zu einer Überbelastung kommen, die ein Karpaltunnelsyndrom zur Folge haben kann. Dies ist zwar nicht gefährlich, aber sehr unangenehm.
Die Scheren sollten während der Ernte regelmäßig vom Harz befreit werden. Es lässt sich leicht feststellen, wann es Zeit dafür ist, da die Scheren nach einer gewissen Zeit verkleben. Zum Reinigen kann entweder Alkohol verwendet oder das Harz mit einer Klinge abgeschabt werden. Das Abschaben hat den Vorteil, dass es kostengünstiger ist und zudem Scherenhasch erzeugt, das direkt nach der Ernte konsumiert werden kann 😉
5. Trimming (Trimmen der Blüten)
Das Trimmen ist wichtig, um überschüssige Blätter zu entfernen, die keinen hohen Harzgehalt aufweisen und um die Blüten zu verschönern. Sauber getrimmte Blüten haben eine höhere Qualität, sind angenehmer zu rauchen und haben einen intensiveren Geschmack.
Es gibt Geräte für das Trimming, ich gehe hier aber nur auf das manuelle Trimmen ein, da es präziser ist und die empfindlichen Blüten weniger beschädigt als maschinelles Trimmen. Es gibt zwei Arten:
- Nass-Trimmen: Hierbei werden die Blätter sofort nach der Ernte entfernt, während die Blüten noch frisch und feucht sind. Dies ermöglicht eine saubere und schnelle Ernte, aber das Harz kann sehr klebrig sein. Ich bevorzuge diese Methode.
- Trocken-Trimmen: Hierbei werden die Blüten erst getrocknet und dann getrimmt. Dies reduziert die Klebrigkeit des Harzes und ist oft einfacher, aber das Entfernen der Blätter kann schwieriger und langsamer sein.
Zum Auffangen der harzigen Blätter während des Trimmings verwende ich einen Müllbeutel und spanne ihn in einen Eimer. Dieser wird nach der Ernte verschlossen, ohne die Blätter zu quetschen (sie liegen also locker in dem Beutel). Den Beutel verstaue ich anschließend in einem Gefrierschrank, um später Bubble Hash herzustellen. Hier ist ein Link zu dem Guide:
https://growandtalk.de/blog/288-guide-f%C3%BCr-die-herstellung-von-bubble-hash--ice-o-lator--wasserhasch--piatella
Achtung: Alles was sonst in dem Gefrierschrank ist, wird nach Cannabis riechen und schmecken, daher ist ein leerer Gefrierschrank von Vorteil!
6. Trocknung und Curing
Wie es nach der Ernte weitergeht, steht in diesem Guide:
Link folgt!