Ja, das ist ziemlich sicher ein Thripsbefall. Erkennt man an den meist silbernen Flecken/Schleiern und den Punkten, die du da auf deinem Blatt hast. Um gegen die Viecher anzugehen, solltest du dir mal anschauen, was das Vieh eigentlich ist – gerade wenn du auf dem Bio-Trip bist.
Thripse, auch bekannt als Fransenflügler oder Gewittertierchen, sind winzige Insekten, die eine Größe von 1 bis 3 mm erreichen und sich hauptsächlich von Pflanzensaft ernähren.
Klugscheißerwissen: Organismen, die sich hauptsächlich von Pflanzenmaterial ernähren, nennt man Phytophage.
Phytophage Insekten wie Thripse saugen Pflanzensaft aus, was zu einer Schädigung der Pflanzen führen kann. Diese Schädigung zeigt sich oft in Form von verkümmerten oder verfärbten Blättern, verzögertem Wachstum und im schlimmsten Fall zum Absterben der Pflanze. Nebeneffekt ist auch, dass sie durch das Saugen Viren übertragen können.
Sie leben weltweit in verschiedenen Umgebungen, meistens auf Feldern, in Gärten, Gewächshäusern und Wäldern. Daher sollte man nicht mit den Kleidern, mit denen man im Garten oder mit dem Hund spazieren war, in die Kultur laufen oder die Pflanzen rein und raus stellen. Da läuft mal der Hund vorbei oder die Katze, der Vogel springt auf einen Ast usw.
Warme und trockene Wetterbedingungen fördern die Entwicklung und Vermehrung. Hohe Temperaturen verkürzen den Lebenszyklus und erhöhen die Reproduktionsrate.
Ein wichtiger Punkt, um zu verstehen, wie man gegen das Pack vorgehen kann, ist der erwähnte Lebenszyklus:
- Ei: Thripse legen ihre Eier in das Pflanzengewebe ab. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 4 Tage.
- Larve: Nach dem Schlüpfen durchlaufen sie zwei Larvenstadien, in denen sie Pflanzensaft saugen. Diese zwei Larvenstadien dauern zusammen ca. 5 bis 10 Tage.
- Vorpuppenstadium: In diesem Ruhestadium, das ähnlich einem Puppenstadium ist, verweilen sie meist im Boden oder Pflanzenstreu.
- Puppe: Ein weiteres Ruhestadium, bevor die erwachsenen Thripse schlüpfen. Dauer ca. 4 bis 10 Tage.
- Erwachsener: Die adulten Thripse sind fertig und bereit zur Paarung und leben je nach Bedingung zwischen 20 und 35 Tagen. Je wärmer es ist, desto schneller wachsen sie, umso schneller können sie sich reproduzieren und zack, hat man mehrere Generationen in der Kultur.
Jetzt hast du einen kleinen Überblick über die Thripse. Unbequeme Tierchen, die einem echt den Nerv rauben können.
Die ganzen Hausmittel kannst du bei Cannabis getrost zur Seite legen. Am wirksamsten geht man hier mit einem integrierten Ansatz an die Bekämpfung ran. Bedeutet, dass man sowohl chemische als auch biologische Methoden kombiniert. Neemöl wirkt nicht primär als Repellent, sondern als Insektizid. Es hemmt das Wachstum und die Fortpflanzung der Insekten und kann auch als Kontaktgift wirken. Wie Reunited schon angemerkt hat, sind die Blautafeln nur zur Monitorisierung des Befalls.
In der Gärtnerei stehen die Tafeln in der Kultur und werden einmal am Tag kontrolliert. Auf der Tafel ist ein Raster mit 1cm² großen Feldern. Am Abend kann dann der Lehrling sich die Tafel nehmen und die Tiere darauf zählen. Daraus lässt sich dann eruieren, wie stark der Befall in der Kultur ist. Je nach Stärke wird dann behandelt oder vernichtet. Es gibt gelbe und blaue Tafeln. Gelb ist eine Farbe, die eine Vielzahl von Schadinsekten anzieht: Blattläuse, weiße Fliegen, Thripse, Minierfliegen und Trauermücken. Die blauen Tafeln sind speziell für Thripse, da die Viecher total auf Blau abfahren. Es gibt auch welche, die mit Pheromonen behandelt sind, um spezielle Schädlinge zu erkennen.
Ziel bei der Bekämpfung ist, dass du alle Stadien des Lebenszyklus bekämpfst. Und wie du oben lesen kannst, sind die in den Blättern, in der Erde, in der Luft und auf dem Blatt an sich. Mit Neem z.B. kommst du nicht in die Blätter, wo die Eier sind, und auch nicht in den Boden. Selbst wenn du Neem in das Gießwasser gibst, wird das nicht die Puppen abtöten. Auch bekommst du damit nicht die fliegenden adulten Viecher vernichtet. Streng genommen ist Neemöl aber ein botanisches Insektizid, das bedeutet, dass du auch Chrysanthemenblüten nehmen kannst. Da sind Pyrethrine drin, und die wirken auch gegen Thripse.
Am einfachsten wird es mit einem Pestizid funktionieren. Da muss man aber auch richtig mit umgehen und es ordentlich machen, ohne zu verdünnen oder falsch anzuwenden. Da wir jetzt wissen, dass Thripse Insekten sind und den Pflanzensaft saugen, nehmen wir auch ein Insektizid wie Spinosad, basierend auf einem natürlich vorkommenden Bakterienprodukt, oder etwas Systemisches wie Neonicotinoide, was die Pflanze aufnimmt und Thripse tötet, wenn sie den Pflanzensaft saugen. Aber das sind alles Mittel, die nicht freiverkäuflich für jedermann sind. Da braucht man Fachkunde, und das ist auch wichtig. Im Baumarkt bekommt man ein Spruzit, das Pyrethrine enthält. Pyrethrine sind natürliche Insektizide, die aus Chrysanthemenblüten gewonnen werden und gegen eine breite Palette von Insekten wirken, einschließlich Thripse. Man sollte jedoch beachten, dass Thripse durch ihre schnelle Reproduktion schnell Resistenzen gegen Insektizide entwickeln können.
Aber da du meintest, du willst das Ganze biologisch halten, was ich wichtig und richtig finde! Denn jeder Schädling hat auch einen Predator. Bei den Larven ist es eine bestimmte Art von Nematoden, Steinernema feltiae. Nematoden sind mikroskopisch kleine, fadenförmige Würmer, die die Thripse parasitieren. Was mega spannend ist: Als erstes infizieren sie die Larve, indem sie durch natürliche Körperöffnungen oder dünne Stellen der Haut in sie eindringen. Einmal im Inneren des Wirts setzen die Nematoden symbiotische Bakterien frei, die Toxine und Enzyme produzieren, die das Gewebe des Wirts abbauen. Innerhalb von 48 Stunden stirbt die Larve, und die Bakterien wandeln das Wirtsgewebe in verdauliche Form um. Die Nematoden vermehren sich innerhalb der toten Larve. Die neuen Generationen entwickeln sich und verlassen den toten Wirt, um neue Wirte zu infizieren. Das machen die, bis sie keinen Wirt mehr finden, und sterben dann aus, weil sie sich ohne Wirt nicht vermehren können. Daher muss man das immer mal wieder machen. Was nicht schlimm ist. Nematoden fördern auch das Bodenklima.
Jetzt ist der Kreislauf gebrochen. Die erwachsenen Viecher können zwar noch Eier legen und die Blätter ansaugen, aber die Larven werden vernichtet. Aber das reicht uns nicht! Wir wollen jetzt die Endlösung, und die nennt sich Amblyseius swirskii. Eine Raubmilbenart, die sich auf das Fressen von kleinen Schädlingen wie Thripsen spezialisiert hat.
Auch hier wieder spannend, was da passiert: Nach dem Schlüpfen aus dem Ei macht sich die kleine Milbe direkt auf die Suche nach dem Kack-Thrips, haut ihre Cheliceren (kennt man von Zecken und Spinnen) in den Thrips und injiziert Verdauungsenzyme, damit alles innerhalb des Thrips zu Brei wird, und saugt es aus. Zurück bleibt nur die leere Hülle, die man dann auch mit der Lupe vom Smartphone gut erkennen kann.
Lange Rede, kurzer Sinn: Geh dir in den Baumarkt Spruzit AF oder BI 58 N kaufen oder bestell dir Nematoden und Raubmilben.