- Einleitung
- Grundregeln der Cannabiszucht in Bezug auf eine gute Nährstoffversorgung
2.1 Die Wahl der Erde, der Töpfe und der Vegizeit
2.2 Das richtige Gießen
2.3 Der PH-Wert und die Temperatur
- Das Nährstoffhandling in der Blüte
3.1 Grundlagen des Düngens
3.2 Die Symptome der Pflanze erkennen
3.2.2 Mangelsymptome
3.2.3 Überdüngungssymptome
Einleitung
Dieser Guide umfasst natürlich noch lange nicht alles, was es zu Nährstoffen zu wissen gibt, er deckt keine Aminosäuren, Enzyme, Mikroorganismen oder weitere Nährstoffe ab. Dieser Guide richtet sich eher an Anfänger, die einen ersten Einblick in die Nährstoffaufnahme bekommen möchten. Er richtet sich an Anfänger, die einfach loslegen wollen, ohne groß zu überlegen. Das hier ist kein Guide für Fortgeschrittene. Ihr könnt den Guide gerne ergänzen, kritisieren, etc.
Dieser Post soll einerseits auf Grundregeln des Düngens/Gießens/Umtopfens und das Verständnis des Nährstoffhaushaltes hinweisen, sowie auf Symptomerkennung bei Nährstoffproblemen eingehen. Es geht nicht um die Ursachen der Symptome, sondern eher um die Erkennung, welches Nährstoffproblem vorliegt – denn Ursachen können sehr verschieden sein. Einige mögliche Symptome versuche ich mit aufzuschreiben.
Vorweg: Pflanzenzucht ist keine Wissenschaft, die mit klaren Vorgaben und mit exakten Messwerten geführt werden sollte, sondern viel mehr ein Fachbereich, der mit Verständnis und Beobachtungsgabe viel einfacher zu handlen ist, als es oft vermittelt wird.
Ich appelliere an die Grower, sich nicht immer an Dünge-Schemata und „Vorgaben“ zu halten, sondern ihren eigenen Kopf zu benutzen und evtl. mit dem hier aufgeschriebenen Wissen die Pflanze besser zu verstehen und direkt auf sie einzugehen.
Zu allererst möchte ich auf die Randbedingungen eingehen, die für diesen Guide zutreffen (ein normaler, wie hier empfohlener Grow-Raum):
- Anbau auf dem lebenden Medium Erde (Growerde)
- Indooranbau
- Vegibeleuchtung in den üblichen Wattklassen (150-200W/m²)
- Blütebeleuchtung in den üblichen Wattklassen und Grundflächen (250-600W/m²)
- Eine verfügbare Höhe von mind. 1,80m (je nach Sorte auch weniger)
- Anbau in Töpfen (standardmäßig in 3,5l, 6,5l und 11l), keine Beete
- Frische Erde bei jedem Umtopfen (keine Wiederverwendung)
- Anwendung von mineralischem Dünger (biologischer Dünger wirkt verzögert)
Es ist natürlich genauso gut, alles biologisch oder auf Living Soil zu machen! Dabei fallen manche von den hier beschriebenen Problemen nicht an, dieser Post bezieht sich auf den klassischen mineralischen Anbau. Welche Anbaumethode du wählst, ist persönlicher Geschmack (Erde, Hydro, Bio, Living Soil).
2. Grundregeln in der Cannabiszucht im Bezug auf eine gute Nährstoffversorgung
2.1 Die Wahl der Erde, der Töpfe und der Vegizeit
Beim Anbau auf Erde ist im Gegensatz zu den toten Medien ein ständiges Nährstoffangebot vorhanden und mit der Auswahl der Erde beginnt der erste Schritt der guten Nährstoffversorgung. Um der Pflanze von vornherein möglichst viel „auf den Weg mitzugeben“, sollte die vorhandene Grundfläche mit möglichst viel Erde gefüllt werden. Das hat auch Einfluss auf die Wahl der Töpfe.
Die Topfgrößen spielen für das ausreichende Nährstoffangebot (Erdmenge) auch eine große Rolle. Außerdem dienen sie dazu, das Wurzelwachstum möglichst stagnationsfrei über die gesamte Zeit zu kontrollieren. In den Wurzeln liegt die Kraft – zu der Problematik später mehr.
Die hier empfohlenen Erden und Topfgrößen sind nicht als MUSS zu verstehen, haben sich aber bewährt:
Für die Vorzucht (nur bei Samenanzucht; bis Tag 7-10 nach dem „Schlüpfen“)
- Erde: Anzuchterde von jedem Hersteller (Baumarkt)
- Topfgrößen für Samen: Sie sollten möglichst klein sein, ca. 0,1-0,2l sind gut, um auch nicht zu viel Erde zu verschwenden, falls ein Samen nicht schlüpft.
- Alternativ: Jiffies/Torfquelltöpfe/Eazy Plugs/Steinwolle.
Für die Anzucht (nach Vorzucht bis Umtopfen in Blütetopf vor Blütebeginn):
- Erde: Weiterhin Anzuchterde unter Anwendung des später erläuterten Düngens
- Leicht gedüngte Erden von Growfirmen (z.B. Plagron/Biobizz Lightmix) ohne düngenTopfgröße für Samen
- Stecklinge: Ca. 0,5-2l, je größer die Endtöpfe und je länger die Vegi, umso größer die Töpfe
Für die Blüte (vom Umtopfen in Endtöpfe bis Ernte):
- Erde: Einschlägige Growerden aus dem Grow/Headshop (z.B. Biobizz Allmix, Plagron Royalty Mix, Canna Terra Professional), alternativ Composana QBE aus dem Baumarkt
- Topfgröße für Samen: 6,5l - 11l
- Topfgröße für Stecklinge: 3,5l - 11l
Die Wahl der Endtöpfe hängt einerseits von den Maßen des Growschrankes (möglichst viel Erde unterbringen) und andererseits von den persönlichen Vorlieben ab. Sie kann ebenso davon abhängen, wie viele Pflanzen nach der Anzucht noch übrig sind, denn (z.B.) 3 Pflanzen in 11l bringen mehr als 3 Pflanzen in 6,5l.
Folgende Vorgehensweisen haben sich bis zu den Blütetöpfen bewehrt:
Anfänger, nur Samen:
- Samen in Jiffies mit Anzuchterde
- nach ca. 10 Tagen umtopfen in 1l-Töpfe mit Lightmix
- nach weiteren 14-20 Tagen in Blütetöpfe eintopfen
-Oder-
- Samen direkt in 1l-Vorzuchttöpfe mit Anzuchterde/Lightmix
- nach 20-25 Tagen in Blütetöpfe eintopfen
Wenn man diese Reihenfolgen einhält, braucht man theoretisch auch in der gesamten Vegi nie bzw. nur bei Mängeln (siehe Mangelsymptome) düngen, denn die Erde reicht für diese Zeit eigentlich aus.
Fortgeschritten mit Selektion und Mutterpflanzen (genaues Tutorial folgt):
- Samen vorkeinem (1-5 Tage)
- Blindgänger aussortieren
- Keimlinge in 0,5L Töpfe mit Anzuchterde/Lightmix pflanzen
- nach 10 Tagen Mutti draus machen
- ersten Steckling schneiden, sobald es möglich ist
- nach Bewurzelung Steckling in 0,5-1L Topf mit Lightmix pflanzen
- nach ca. 10 Tagen umtopfen in Endtöpfe
- Vegetationsperiode bis zu der gewünschten Pflanzenhöhe (Stretch beachten)
- Umstellen auf Blüte
- Ernte, trocknen, veredeln, testen
- Muttis von schlechten Sorten beseitigen und die guten behalten.
In Abhängigkeit von der Größe der Endtöpfe steigt auch die Zeit, um sie komplett zu durchwurzeln und damit die Erde effektiv zu nutzen. Die effektive Durchwurzelung ist sehr wichtig für den späteren (effektiven) Erfolg. Die Pflanzen sollten nach dem Eintopfen in die Endtöpfe noch so lange in der Vegi bleiben, dass das Durchwurzeln auch gewährleistet wird. Das würde ich an Vegitagen nach dem Umtopfen in die Endtöpfe dazu empfehlen:
- 3,5l-Töpfe — 3-7 Tage Vegi vor Blüteeinleitung
- 6,5l-Töpfe — 5-12 Tage Vegi vor Blüteeinleitung
- 11l-Töpfe — 10-20 Tage Vegi vor Blüteeinleitung
Damit ist die effektive Nutzung der Töpfe, damit automatisch der Erde und damit aller Nährstoffe gewährleistet. Nur gewisse Faktoren können sich auf die Schnelligkeit der Wurzelbildung sehr rapide auswirken. Eine Verlangsamung der Wurzelbildung ist nicht wünschenswert, da die Wurzeln die Grundlage der gesamten Nährstoffaufnahme sind. Ohne gute Wurzeln keine guten Pflanzen! Folgende Faktoren können dies beeinflussen:
- falsches Gießen (nächstes Kapitel) verursacht dauerhafte Nässe, die die Wurzeln nicht nach Wasser suchen lässt und verhindert, dass Sauerstoff/Luft an die Wurzeln kommt (der Mix aus trocken/nass ist sehr wichtig!)
- kalte Zuluft oder kalt-nasse Töpfe verhindern das Aufwärmen der Töpfe durch das Licht und in kalten Substraten wachsen Wurzeln immer schlechter (Temps unter 16 Grad definitiv vermeiden)
2.2 Das richtige Gießen
Auf das richtige Gießen hat man direkten Einfluss und dort passieren leider (gerade bei Anfängern) häufig Fehler. Wie schon erwähnt, ist der Wechsel nass/trocken für die Bodenfauna und die Wurzeln von entscheidender Bedeutung.
Einfach gesagt: Zu trocken ist besser als zu nass
Wenn es zu trocken ist, zeigt es eure Pflanze, indem sie die Blätter sehr schlaff nach unten hängen lässt. Gerade nach dem Umtopfen werden häufig Fehler gemacht, weil zu früh weiter gegossen wird. Wartet nach dem Umtopfen (und Angießen) ruhig bis die Blätter das erste Mal hängen, wenn ihr nicht wisst, wann ihr wieder gießen sollt. Das sieht dann so aus: (Bild folgt)
Je nach Topfgröße und Wurzelwachstum kann das schon mal 5-10 Tage dauern, bis der Topf nach dem Umtopfen und Angießen wieder ausreichend trocken ist. Keine Angst, wenn ihr die Pflanze nicht länger als einen Tag so trocken stehen lasst, vertrocknet sie nicht, sondern kommt nach dem Gießen innerhalb von ein paar Stunden wieder hoch und ist topfit. Das macht man auch nur einmal und weiß in allen Folgedurchgängen wie sich ein trockener Topf anfühlt.
Wenn man so vorgeht, ist eine Überwässerung eigentlich ausgeschlossen, lediglich eine Herangehensweise á la „Ich gieße alle 2 Tage 500ml Wasser“ ruft sowas hervor. Die Pflanze zeigt dir auch, wenn es zu viel ist. Im Gegensatz zum Trockenhängen (siehe oben) sind die Blätter bei zu viel Wasser meist aufgewellt und hängen gewölbt nach unten: (Bild folgt)
Die Blätter hängen beide schlaff herunter, aber die Überwässerung zeigt meist noch schwammige Blätter (Bilder folgen). Dieses Symptom tritt öfter auf, vor allem wenn man in sehr große Töpfe umtopft, die erstmal durchwurzelt werden müssen. Das ist kein Nährstoffproblem und verschwindet nach einer gewissen Zeit immer wieder – also kein Grund zur Panik, wenn es nach dem Umtopfen mal auftritt! Einfach nicht gießen und warten bis es sich bessert - der Schock muss erstmal verdaut werden. Düngerzugabe und falsches (zu viel) Gießen können dieses Symptom nachträglich auch noch auslösen, ohne dass direkt nach dem Umtopfen der Schock entsteht.
Wenn ihr die Vegi mit dem richtigen Ein-/Umtopfen und Gießen überstanden habt, geht es in die Blüte. In der Blüte ist es unumgänglich zu düngen, was in der Vegi nicht der Fall ist. Das große Problem in der Blüte ist also das richtige Nährstoffhandling. Dazu im nächsten Kapitel mehr.
2.3 Der pH-Wert und die Temperatur
Ein weiterer Punkt ist, dass die Pflanze einen Gewissen pH-Wert im Boden braucht, um alle Nährstoffe aufnehmen zu können. Dieser Wert ist außerdem von der Wassertemperatur abhängig. Der Boden sollte einen pH-Wert von 6,5 - 6,8 haben. Da es unpraktisch ist, den Boden selbst zu kontrollieren, kann man das über das Gießwasser machen. Außerdem solltet ihr eure Damen nicht mit kaltem Wasser gießen, damit sie keinen Kälteschock bekommen, was sie stressen kann (wer duscht schon gerne kalt?).
Am besten stellt ihr euch einen Behälter mit dem Gießwasser in euren Grow-Raum und lasst es dort einen Tag stehen. Das hat zwei Vorteile: Zum einen hat es eine ähnliche Temperatur wie euer Growmedium, zum anderen könnt ihr somit auch den richtigen pH-Wert bestimmen, da er wie gesagt temperaturabhängig ist. Für die pH-Wert Bestimmung gibt es günstige Geräte online. Um den pH-Wert zu regulieren, gibt es in dem Growshop deines Vertrauens pH-Down und pH-UP Lösungen. Meistens ist der pH-Wert des Leitungswassers zu hoch und du benötigst pH-Down, zur Not tut es auch Zitronensäure, die ist allerdings nicht so stabil wie z.B. Phosphorsäure, deshalb musst du deine Nährlösung dann am selben Tag verbrauchen.
2. Das Nährstoffhandling in der Blüte
In der Blüte ist es unumgänglich zu düngen, wenn du nicht auf Living oder Super Soil setzt, um optimale Ergebnisse zu erreichen. Ich möchte euch ein paar Grundregeln zum Düngen in der Blüte mitteilen und falls doch mal etwas schief geht, werde ich auf ein paar Symptome eingehen, die man auch ohne Messgerät erkennen kann.
2.1. Grundlagen des Düngens
Gerade bei diesem Thema geht es darum, die Pflanzen zu lesen, denn wenn etwas schiefläuft, zeigt die Pflanze das ganz genau und man kann ohne Messgeräte sehen, was schiefläuft. Wenn ihr euch an die Hinweise des ersten Kapitels gehalten habt und keine Fehler in Bezug auf Gießen/Temperaturen/Wurzelwachstum feststellen könnt, dann liegt das Problem zu 99% bei der falschen Zugabe von Nährstoffen (Dünger).
Um beim ersten Mal nicht völlig ohne Anhaltspunkt dazustehen, möchte ich euch eine kleine Orientierung geben, die oft funktionieren sollte. Die Angaben beziehen sich auf mineralischen Dünger und müssen für Biodünger angepasst werden.
Bei Biologischem Dünger schadet allerdings etwas mehr nicht so schnell wie bei mineralischem Dünger, außerdem muss die Zugabe ca. 1,5-2 Wochen früher erfolgen, damit er rechtzeitig wirkt.
Die Angaben sind so allgemein, weil sie unter der Beachtung der Vegizeiten aus Teil 1.1 für fast alle Topfgrößen gleich sind und nur in angemessener Gießmenge zugeführt werden. Sollte der Plan mal nicht funktionieren, dann gibt’s ja immer noch die Pflanze, die dir die Probleme zeigt.
2.2. Die Symptome der Pflanze erkennen
2.2.1. Einleitung
Jede Cannabispflanze aus einem anderen Samen ist immer eine neue Genetik, die ganz speziell auf gewisse Umstände reagiert. Es kann also sein, dass ihr mal Pflanzen habt, die Probleme zeigen, obwohl es anderen Pflanzen gut geht. Sowas kann selbst in einer Monokultur aus gleichen Stecks passieren, die verschiedene Lampenabstände haben. Dafür muss man die Pflanzen gescheit lesen können und das sieht man meist an den gesamten Blättern. Es ist dann erforderlich, die spezielle Sorte oder manchmal auch die spezielle Pflanze anders zu behandeln, als den Rest. Bei Bewässerungssystemen kann dies evtl. etwas schwieriger werden.
Um zu wissen, was euren Pflanzen nicht gefällt und wie ihr die Pflanze(n) besser behandeln könnt, damit die Probleme verschwinden, gibt es klare Symptome, die man schnell erkennen sollte.
Ein richtiger Mangel ist dabei genauso schädlich, wie eine Überdüngung und bringt das Blütenwachstum zum Stillstand, allerdings ist ein Mangel einfacher zu beheben.
Wichtig dabei ist, dass ihr euch die ganze Pflanze anschaut und beobachtet, wo die Probleme anfangen und wie die Pflanze im Ganzen aussieht.
Aber erstmal etwas zu den Nährstoffen:
Es gibt 3 Hauptnährstoffe und einige weitere Nebennährstoffe, die eine Pflanze zum Wachsen braucht. Die Hauptelemente sind Stickstoff (N), Kalium (K) und Phophor (P), sie sind entscheidend für überlebenswichtige Prozesse der Pflanze. Die Nebennährstoffe sind ebenfalls wichtig, werden aber in so geringen Dosen gebraucht, dass sie selten (bei frischer Erde) wirklich mangeln und eigentlich in den häufigsten Fällen keine große Rolle spielen. Ich beschränke mich daher auf die Hauptelemente:
Stickstoff (N):
N ist das wichtigste Element in der Pflanze! Es ist verantwortlich für die Chlorophyllbildung und damit für die Photosynthese. Ohne geht also gar nichts. Der Verbrauch von N sinkt im Laufe der Blüte auf ein Minimum und es muss am Ende bei einer vorgehenden guten Versorgung mit N oft (prozentual) weniger zugegeben werden. Eine Überdüngung mit N hemmt die Aufnahme von P und K und verzögert damit die Blüte.
Phosphor (P):
Phosphor ist eins der beiden Elemente (PK), die hauptsächlich für die Blütenbildung zuständig und damit von entscheidender Rolle in der Blüte sind. Ein Mangel reduziert das Blütenwachstum, eine Überdüngung kann diese verzögern und sogar nahezu stoppen. Phosphor ist außerdem für das Wurzelwachstum zuständig und muss damit auch in den wuchskräftigen Stadien der Pflanze in einem ausreichenden Maße vorhanden sein. Eine Überdüngung mit P verursacht eine Blockade von Spurenelementen und ist quasi „toxisch“ für eine Pflanze.
Kalium (K):
Kalium ist neben Phosphor auch ein wichtiges Element im Prozess der Blütenbildung und muss damit in der Blüte häufiger zugegeben werden als Stickstoff. Außerdem ist Kalium für die Transpiration der Pflanze zuständig und erhält damit den Nährstofftransport (osmotischer Wurzeldruck+Transpirationssog) in der Pflanze. Eine Fehlversorgung mit K kann also schlimme Folgen mit sich tragen.
Darüber hinaus gibt es noch eine Einteilung, die zum Verständnis der später erläuterten Mangel- und Überdüngungssymptome beitragen: Die Einteilung in bewegliche (mobile) und stationäre Nährstoffe (immobil).
Bewegliche Nähstoffe sind Elemente, die an keinen festen Platz in der Pflanze gebunden sind. Sie können bei Bedarf aus den älteren Blättern „abgesaugt“ werden, um sie in den neuen Blättern einsetzen zu können.
Die Hauptnährstoffe N, P und K, sowie Magnesium gehören dazu.
(Ein Mangel ist wegen der Beweglichkeit und wegen dem größeren Verbrauch öfter vorhanden und an den ältesten Blättern ersichtlich)
Stationäre Elemente sind an ihren Ort gebunden und werden bei der Bildung von neuen Trieben/Blättern eingelagert. Diese Elemente können nicht transportiert werden, wenn sie woanders gebraucht werden.
Die Nebennährstoffe wie Calcium, Zink, Eisen, Schwefel und Zink, etc. gehören dazu.
(Ein Mangel an diesen Elementen ist nahezu ausgeschlossen, nur eine Blockade kann dazu führen)
2.2.2 Mangelsymptome
Fehlende Nährstoffe können einerseits wirklich verbraucht sein und andererseits durch andere Elemente oder Umweltbedingungen blockiert werden. Eins ist bei allen Mängeln durch mangelhafte Versorgung gleich: Sie fangen unten bzw. mittig an und man behebt sie, indem man düngt oder den pH-Wert anpasst.
Stickstoffmangel (N-Mangel):
Dieser Mangel beginnt immer an den unwirtschaftlichsten Blättern - also den alten (großen) und wenig beleuchteten. Von unten nach oben werden diese als allererstes gelb (erst die Blattadern, dann die Blattflächen), nachdem die gesamte Pflanze (als allererstes) an (dunkel)grüner Farbe verloren hat. Das ist zum Ende der Blüte natürlich. Bis 14-20 Tage vor der Blüte sollte dies (bestmöglich) nicht passieren.
Und so sieht das in etwa aus: (Bild folgt, wenn jemand das Problem hatte)
Mögliche Ursache:
- Zu wenig Zugabe von N durch Dünger
Problemlösung:
- Düngen mit Blühdünger/Vegidünger
Kalium-Mangel (K-Mangel)
Ein K-Mangel kann nicht ausschließlich durch mangelhafte Versorgung mit Dünger auftreten, sondern auch, wenn durch eine Überdüngung mit N die Aufnahme von K reduziert wird. Die Symptomatik von zu wenig K ist immer die gleiche und äußert sich als erstes in nach oben gestellten Blattzacken. Der Unterschied liegt nur in der vorherigen Behandlung. Hat man frisch umgetopft oder viel gedüngt wird vermutlich Stickstoff die Aufnahme verringern. Hat man wenig/gar nicht gedüngt, dann liegt tatsächlich ein Mangel vor. So ein Mangel wird bei guter Erde aber nie vor der 4. Woche in der frischen Erde auftreten (ohne düngen).
Diese Anzeichen bleiben recht lange so existent, bis sie sich ausbreiten und später nekrotisch absterben.
Man hat meistens genug Zeit, um dem Mangel entgegen zu wirken. Allerdings sollte man aufpassen, da ein K-Mangel schnell mit einem PK-Überschuss verwechselt werden kann (aufstellende Blattzacken <–> nach oben einrollende Blattränder). Mehr dazu in den Überdüngungen.
Mögliche Ursachen:
- Zu wenig Zugabe von K durch Dünger
- Verringerte Aufnahme durch N-Überdüngung
- Niedrige Temperaturen
Problemlösung:
- Bei Mangel: Zugabe von mehr PK-Dünger
- Bei Stickstoff-Block: Klares Wasser gießen, alternativ: N-Anteil reduzieren/einmal nur mit PK (Phophor+, PK13/14) düngen, anstatt Blütedünger
- Erhöhung der Temperatur auf mind. 16 Grad
Phophor-Mangel (P-Mangel)
Ein reiner P-Mangel kommt relativ selten vor, da er meist erst nach dem K-Mangel auftritt und man in der Regel mit PK düngt und ihn damit (meistens) umgeht. Sollte er doch einmal auftreten, dann zeigt er sich in schnell nekrotisch werdenden Blatträndern, die von außen nach innen braun werden und absterben. Auch hier ist der Unterschied zwischen dem P-Mangel und dem PK-Überschuss nur in der „Biegeform“ der Blätter. Während sich beim PK-Überschuss die Seitenränder nach oben aufrollen, rollen sich beim P-Mangel die Blattfingerspitzen nach oben und nehmen rote Töne an. P wird allerdings auch relativ schnell durch Kälte blockiert. Dies erkennt man an den Violetttönen auf den Blattadern/Blättern und oft an den Stängeln.
Mögliche Ursachen:
- Zu wenig Zugabe von P durch Dünger
- Verringerte Aufnahme durch N-Überdüngung
- Zu kühle Temperaturen
Problemlösung:
- Zugabe von mehr PK-Dünger
- Erhöhung der Temperatur auf mind. 16 Grad
Achtung: Das Symptom der violetten Stängel kann auch bei zu kleinen Töpfen vorkommen und ist dann meist gefolgt von starkem Abwerfen der Blätter. Sieht die Pflanze gesund aus und hat rote Stängel –> zu kalt oder zu wenig P; sieht die Pflanze kahl aus und wirft untenrum reihenweise Blätter ab –> zu kleine Töpfe/zu viele Wurzeln
Nebennährstoffe:
Weitere wichtige Elemente wie Magnesium, Zink, Calcium oder Eisen sind eigentlich in frischer Erde ausreichend vorhanden und müssen nicht zusätzlich durch Magnesiumtabletten o.Ä. zugeführt werden. Meistens kommen Symptome dieser speziellen Mängel nur durch Überdüngungen, deshalb stehen die Symptome bei der PK-Überdüngung.
2.2.3 Überdüngungssymptome
Eine Überdüngung ist das größere Übel eines Nährstoffproblems, weil sie meistens mit Versalzungen im Boden verbunden ist, die nicht einfach zu entfernen sind und der Pflanze dauerhaft schaden können. Dieser Zustand entsteht aber nur, wenn man es stets und über längere Zeit mit dem Dünger zu gut meint. Eine (einmalige) zu stark/zu früh angesetzte Düngung versalzt noch keinen Boden.
Die Behandlung einer anfangenden Überdüngung (erste Symptome, vor Versalzung) ist auch immer gleich: Einfach eine Weile nur Wasser geben.
Nur bei starken Überdüngungen ist zu empfehlen, die Salze mit viel Wasser auszuspülen. Dies ist aber ein enormer Eingriff in die Bodenfauna, entfernt jeglichen Sauerstoff aus der Erde und verändert maßgebend den pH-Wert im Boden. Dadurch kann man leider auch alles schlimmer machen, deshalb sollte es das letzte Mittel sein. Lieber weniger düngen und erste Überdüngungssymptome früh erkennen.
Vorweg: Fängt ein Blatt in der Krone der Pflanze an seine Form und Farbe zu verändern, dann sollte es eine Überdüngung sein, auch wenn es durchaus Symptome eines anderen Mangels sein können.
Das sind die Überdüngungssymptome:
Stickstoffüberschuss (N-Überdüngung):
Ein Überschuss an Stickstoff ist schnell zu erkennen, denn die Blattfarbe aller Blätter ist durchweg dunkelgrün. Da Stickstoff für die Chlorophyllbildung zuständig ist, werden dadurch sehr viele Chloroplasten gebildet, die das Blatt dunkelgrün einfärben.
Dort wo mehr Platz für Chloroplasten gebraucht wird, ist weniger Platz für andere Nährstoffe. So wird z.B. die Aufnahme von P&K verringert. So ein N-Überschuss ist meist kein Weltuntergang und passiert öfters nach dem Umtopfen in die großen Endtöpfe+scharfe Erde. Düngt man nicht weiter, nimmt die Blattfarbe über die Zeit wieder einen normalen Grünton an.
Zusätzlich dazu können noch Blattverformungen auftreten. Die Blätter erscheinen meist etwas „aufgepumpt“ zwischen den Blattadern und sind nicht mehr so glatt. Besonders bei dünnen Blättern treten die Adlerkrallen (nach unten und innen gekrümmte Blätter) auf, wenn sie zu viel Stickstoff abbekommen haben.
Mögliche Ursachen:
- Zu viel Zugabe von N durch Dünger
- Zu stark vorgedüngte Erde (sortenabhängig)
Problemlösung:
- Bei geringem Schaden: Düngen einstellen, eine Weile nur Wasser gießen
- Bei starkem Schaden: Spülen (letzte Wahl)
PK-Überdüngung:
Die PK-Überdüngung kann sich durch viele Symptome zeigen, aber man kann alle Symptome ziemlich schnell zusammenfassen. Ein eindeutiges Zeichen sind Blätter, die sich nach oben rollen, besonders wenn sie zusätzlich noch nekrotische Spitzen aufweisen. (Bild folgt, wenn jemand das Problem hatte):
Eine PK-Überdüngung blockiert auch Nebennährstoffe wie Magnesium (Mg), Calcium (Ca) und Zink (Zn) und zeigt sich immer in Blattverfärbungen, die oft schnell nekrotisch werden.
Aus diesem Grund sind hier die häufigsten Spurenelemente-Mängel:
Ein Mg-Mangel verursacht eine Verfärbung wie der N-Mangel im Anfangsstadium, allerdings bleiben dabei die Blattadern dunkelgrün. Bei einem N-Mangel werden diese als erstes gelb (Bild folgt):
Fortgeschrittener Mg-Mangel (Blätter ausgesaugt, nekrotische Stellen)
Ein Calciummangel verursacht punktuelle Nekrosen, die aussehen wie Rostlöcher mit einer rötlich/braunen Verfärbung. Diese breiten sich meist von der Spitze aus (Bild folgt):
Calciummangel (nekrotische Stellen), sehr dunkle Blattfarbe (zu viel N), rote Stiele (langsame P-Aufnahme durch zu viel N)
Ein Zinkmangel verursacht Farbverlust von außen nach innen um das Blatt
Mögliche Ursachen:
- Zu viel Zugabe von PK durch Dünger
- Zu stark vorgedüngte Erde (sortenabhängig)
Problemlösung:
- Bei geringem Schaden: Düngen einstellen, eine Weile nur Wasser gießen
- Bei starkem Schaden: Spülen (letzte Wahl)
Das waren einige Überdüngungsmerkmale, die so auftreten. Kurzum: Eine PK-Überdüngung beginnt mit Nekrosen an den oberen Blättern und kann schnell Versalzungen hervorrufen. Damit ist Vorsicht geboten!